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Pharao Chephren, Ägyptisches Museum Kairo (Foto: Mirco Hüneburg) | Bildquelle: Mirco Hüneburg

Pharao Chephren, Ägyptisches Museum Kairo (Foto: Mirco Hüneburg)

Altes Reich (3.- 6. Dynastie) - Geschichte Ägyptens

Das sogenannte Alte Reich (ca. 2670 bis 2150 v. Chr.) ist die erste Hochphase des zentralisierten ägyptischen Staates und gilt als Epoche des monumentalen Pyramidenbaus. Weltgeschichtlich handelt es sich um den frühesten administrativ organisierten Territorialstaat der Menschheit. Die Staatstruktur Altägyptens unterschied sich deutlich vom dezentralen Bild der frühen Stadtstaaten der Sumerer in Mesopotamien. Im Unterschied zur ägyptischen Frühzeit veränderte sich die direkte Herrschaftsform vom archaischen Reisekönigtum, wobei Pharao mit seinem Horus-Gefolge zu Schiff den Nil auf und ab fuhr, um in den Provinzen seine religiös-politische Autorität zu manifestieren und Steuern einzutreiben, zu einer Zentralisierung und Bürokratisierung der landesweiten Königsherrschaft mit einer ortsfesten Residenz. Diese lag zumeist in der Pyramidenstadt.

In der ägyptologischen Literatur wird das Alte Reich gelegentlich als Pyramidenzeit bezeichnet, obwohl die Tradition des Pyramidenbaus auch im Mittleren Reich fortgesetzt wurde. Tatsächlich aber lässt sich der Prozess des Alten Reiches anhand der Pyramidenentwicklung vortrefflich beschreiben. Während der 3. Dynastie, insbesondere unter dem König Djoser, experimentierte man beim Bau der traditionellen Grabanlage, die eine Art steinernen Jenseitspalast mit Kultanlagen darstellte. Schrittweise erhöhte man den Zentralbau der Anlage zu einem gewaltigen, treppenförmigen Himmelsaufstieg. In Sakkara wurden so die Stufenpyramiden geschaffen, von denen die des Djoser noch heute steht. Nach einer weiteren Experimentierphase unter Pharao Snofru (4. Dynastie), dem drei Pyramiden zugerechnet werden (zwei in Dahschur und eine in Meidum), wurde die geometrische Form der Pyramide vollendet. Schließlich bilden die drei großen Pyramiden von Giza bei Kairo den Höhepunkt des monumentalen Pyramidenbaus. Man kann vom Zenit einer ägyptischen Megalithkultur sprechen. Die Pyramide des Cheops war über vier Jahrtausende das höchste Bauwerk der Welt. Sie ist das einzige der antiken Weltwunder, das heute noch steht. Im Verlauf der 5. und 6. Dynastie beschränkte man sich mit kleineren Pyramiden und legte das Hauptaugenmerk auf die Architektur und Ausgestaltung der angeschlossenen Pyramidentempel. Die klassische Form des pharaonischen Grabkomplexes bestand schließlich aus einer Pyramide als Zentrum, einem Totentempel an ihrer Basis und einem Taltempel am Ufer des Kanalhafens. Seit Pharao Unas (5. Dynastie) sind die Innenwände der Grabkammern mit den hieroglyphischen Pyramidentexten beschriftet, die unter anderem den Himmelsaufstieg Pharaos zu den Zirkumpolarsternen thematisieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der den Begriff Pyramidenzeit sinnvoll erscheinen lässt, ist die Rolle, die der Pyramidenbau bei der ägyptischen Staatsbildung und Ethnogenese (Volkwerdung, Schaffung einer landesweiten Identität) spielte. Um den Pyramidenbau zu verwirklichen, wurden für jede Pyramide Arbeiterkolonnen aus den verschiedenen Regionen des Landes rekrutiert und zur Baustelle geführt. Auch die gesellschaftliche und höfische Elite Ägyptens konzentrierte sich in der königlichen Residenz bei der Pyramidenstadt, die in Sichtweite des Baukomplexes wuchs. Um das neue Zentrum ausreichend versorgen zu können, wurden in verschiedenen Provinzen zahlreiche landwirtschaftliche Siedlungen gegründet. Sie hatten zunächst ausschließlich die Aufgabe, Lebensmittel und Güter zu produzieren, die per Schiff ins staatliche Zentrum transportiert wurden. Diese Binnenkolonisierung und Zirkulation von Personen und Gütern trug entscheidend zur Gestaltung einer bisher nie gewesenen staatlichen Einheit bei. So half der Pyramidenbau indirekt bei der Schaffung einer gesamtägyptischen Identität und Reichskultur.

Während der 5. und 6. Dynastie verlor der zentripetale Sog der Pyramidenprojekte an gesellschaftlicher und redistributionswirtschaftlicher Kraft. Mehr Kompetenzen und Güter blieben in den Provinzen zurück und stärkten die Position der dortigen Verwaltungseliten. Zwei deutliche Kennzeichen spiegeln diese Entwicklung wider. Zum einen wurden die königlichen Pyramiden kleiner und bescheidener. Zum anderen legten verschiedene lokale Amtsträger häufiger ihre Grabanlagen in den Provinzen statt im Umfeld der Königspyramide an. Am Ende war die Bedeutung der Residenz als wirtschaftliches und gesellschaftliches Redistributionszentrum zu schwach, um der steigenden Autonomie der Provinzen und Gaue entgegenzuwirken. Versorgungsfragen wurde zunehmend lokal statt national gelöst. Ob eine Klimakatastrophe in Form einer mehrjährigen Trockenphase mit schwachen Nilfluten dem Alten Reich den Rest gegeben hat, ist nach wie vor heftig umstritten, aber nicht auszuschließen.

Auswahl weiterführender Literatur:

  • Aldred, Cyril, Egypt to the end of the Old Kingdom, London 1965.
  • Assmann, Jan, Ägypten – Eine Sinngeschichte, München und Wien 1996.
  • Beckerath, Jürgen von, Chronologie des pharaonischen Ägypten: Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte, Münchener Ägyptologische Studien (MÄS), Band 46, Mainz 1997.
  • Gardiner, Alan, Egypt of the Pharaohs, Oxford 1964.
  • Gundlach, Rolf, Der Pharao und sein Staat: Die Grundlegung der ägyptischen Königsideologie im 4. und 3. Jahrtausend, Darmstadt 1998.
  • Lehner, Mark, The Complete Pyramids, London 1997.
  • Müller-Wollermann, Renate, Krisenfaktoren im ägyptischen Staat des ausgehenden Alten Reiches, Tübingen 1986.
  • Otto, Eberhardt, Der Weg des Pharaonenreiches, Stuttgart 1966.
  • Schneider, Thomas, Lexikon der Pharaonen: Die altägyptischen Könige von der Frühzeit bis zur Römerherrschaft, Zürich 1994.
  • Schüssler, Karl-Heinz, Die ägyptischen Pyramiden: Erforschung, Baugeschichte und Bedeutung, Köln 1987.
  • Stadelmann, Rainer, Die ägyptischen Pyramiden: Vom Ziegelbau zum Weltwunder, Mainz 1991.
  • Verner, Miroslav, Die Pyramiden, Reinbek 1999.

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